Speck für ästhetische MäuseEine RezensionAndreas Mertin |
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Dem abzuhelfen, haben das Zentrum für Medien Kunst Kultur im Amt für Gemeindedienst der Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers und der Kunstdienst der Evangelischen Kirche Berlin ein Handbuch herausgegeben, das unter dem Titel "Kirchenräume - Kunsträume" Praxisanleitungen für den Umgang mit zeitgenössischer Kunst in Kirchen vermitteln will. In sechs Abschnitten - vom gebauten Kirchenraum über die Künste im Kirchenraum und Handlungskonzepte bis hin zu Finanzierungsmodellen und praktischen Hinweisen - werden hier Grundlegungen für die Begegnung mit der Gegenwartskultur geboten. Ausgesprochen gut gelungen ist dabei das Kapitel über Tanz und Theater, ausgewogen und informativ auch das über Bildende Kunst. Ein wenig knapp ist der Abschnitt über die zeitgenössische Musik in der Kirche, hier fehlt etwa die jahrelange Arbeit an St. Martin in Kassel. Auch zur Literatur und Predigtkunst gibt es mehr zu sagen - zu letzterer hätte Gerhard Marcel Martin Klärendes beitragen können. Im Handbuch steht der pragmatische Duktus im Vordergrund - manchmal allzu sehr, etwa wenn auch noch Empfehlungen für die Hängung von Bildern gegeben werden. Die Mehrzahl der Texte kann sich zudem leider nicht freimachen von einer - zumindest rhetorischen - Funktionalisierung der Künste. Immer noch muss begründet werden, warum interesseloses Wohlgefallen in den Räumen der Kirche einen Ort haben sollte. Andauernd ist daher von Interessen, Zwecken, Zielgruppen oder Gemeindeaufbau die Rede - das schmerzt. Charakteristisch vielleicht auch die Selbstüberschätzung der Bedeutung der Begegnung von Kunst und Kirche für das kulturelle Gegenwartsbewusstsein. In den autonomen kulturellen Diskursen der Gegenwart spielt die Kirche auf absehbare Zeit keine Rolle. Nur an wenigen Stellen blickt das Buch über die Darstellung der eigenen Arbeit kritisch hinaus. Dennoch kann das Handbuch gerade für den, der in die Begegnung von Kirche und Kultur - Bildende Kunst, Musik, Literatur, Tanz, Theater, Film - einsteigen will, durchaus empfohlen werden. Wer an exemplarischen Anregungen und konkreten Hilfestellungen interessiert ist, findet eine Fülle von Informationen und Impulsen. Dieser Beitrag erschien zuerst in: Zeitzeichen Heft 8 - 2002
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