Zurück zum Inhaltsverzeichnis

Magazin für Theologie und Ästhetik


1000 Zeichnungen

Ein Bild(ungs)programm

Andreas Mertin

Bildkonstruktionen

Außerordentlich gut gefallen hat mir die CD-ROM "1000 Zeichnungen, die jeder haben muss" aus der Digitalen Bibliothek, die zudem mit 9,90 Euro sehr preisgünstig erworben werden kann. Auch wenn der Titel ziemlich reißerisch wirkt (was heißt hier eigentlich "haben muss"?) und der in den einleitenden Texten der CD vorgenommene Bezug auf die PISA-Studie ziemlich willkürlich erscheint (als ob die Kenntnis von künstlerischen Zeichnungen die Lesefähigkeit verbessern würde), so bietet die CD doch wirklich faszinierendes Studienmaterial für die Beschäftigung mit bildender Kunst. Zeichnungen geben häufig viel besser Einblick in die Arbeitsweise eines Künstlers als die später ausgeführten Ölarbeiten. Das kann man mit Hilfe dieser CD-ROM gut überprüft werden. Sie enthält einen Querschnitt durch die Kunst der Zeichnung über einen Zeitraum von etwa 800 Jahre (sieht man von einigen etwas willkürlich ergänzten älteren ägyptischen und chinesischen Arbeiten ab). Das Bildmaterial liegt weitgehend in einer guten Qualität vor[1], es kann an einen Bildeditor bzw. an die Zwischenablage zur Weiterbearbeitung übergeben werden.

Wer die CD-ROM aufruft stößt nach der Installation auf eine zunächst nach Künstlern sortierte Bilddatenbank. Man kann dann einen Künstler aufsuchen und bekommt einen Überblick über die auf der CD vorhandenen Zeichnungen des Künstlers. Das sind bei Rembrandt und Rubens natürlich sehr viele, bei anderen entsprechend weniger. Wer etwa Lucas van Leyden eingibt stößt auf fünf Zeichnungen aus der Zeit zwischen 1508 und 1525 und erhält zu jedem Bild knappe elementare Informationen. Etwas mehr Infos wären wünschenswert gewesen. Wenn man auf das jeweils angezeigte Bild klickt, kommt man in den Bildbetrachtungsmodus.

Hier sind einige kleine Mängel zu konstatieren. So hätte es sich angeboten, an dieser Stelle die rechte Maustaste zu aktivieren, um sinnvolle Einstellungen (vergrößern, speichern, kopieren etc.) sofort vornehmen zu können. Auch wäre das Abspeichern gewünschter Voreinstellungen sinnvoll gewesen. Ich hätte zum Beispiel gerne alle Bilder sofort in der Ansicht "Optimale Darstellung" und "Optimale Größe" gehabt; das muss ich jedes Mal von Hand einstellen. Auch Tastaturkürzel liegen dazu nicht vor. Das ist etwas mühsam. Die vorhandenen Tastaturkürzel fürs Kopieren etc. entsprechen nicht den üblichen Standards. In welcher Größe das jeweilige Bild an das Grafikprogramm übergeben wird, muss man ausprobieren. Es gibt unterschiedliche Ergebnisse, je nachdem ob man die Bildeditor-Funktion oder die Kopier-Funktion verwendet.

Die Bilder lassen sich kopieren oder an ein Grafikprogramm übergeben, vergrößern, verkleinern und in einem begrenzten Rahmen manipulieren. Für Detailstudien steht eine Ausschnittvergrößerung zur Verfügung. Für die Arbeit mit den Zeichnungen ist das absolut ausreichend.

Eine weitere Zugriffsmöglichkeit ist die über das Register, das sich nach Künstlern und Bildtitel sortieren lässt. Der Karteireiter "Tabellen" enthält die Angaben zu dem einzelnen Werk und Künstler. Unter "Abbildungen" findet man kleine Thumbnails aller vorhandenen Bilder, kann also auch optisch suchen. Viele Funktionen sind auch kontextsensitiv, so dass mein ein kleines Vorschaubild erhält, wenn man mit der Maus über den Titel fährt. Das ist sehr gut gemacht und hilfreich. Wer Zeichnungen zu einem bestimmten Thema sucht, kann entweder in der Tabellenfunktion den Filter einschalten oder die allgemeine Suchfunktion nutzen. So lassen sich auch Stile und Länder suchen, etwa "Renaissance" und "Deutschland".

Alles in allem ein für diesen Preis empfehlenswertes Programm. Wer elementar bestimmte Zeichnungen zu einem bestimmten Thema sucht, sollte andere Angebote aus der Digitalen Bibliothek verwenden, wer aber einmal dem Zusammenhang von Zeichnung und Malerei auf die Spur kommen will, wer den großen Meistern bei der Arbeit über die Schulter schauen möchte, ist mit dieser CD-ROM gut bedient.

Anmerkungen
  1. Sieht man einmal von einigen wenigen Ausnahmen ab. Der Meister der Salzburger Schule lässt sich zum Beispiel nicht in einer Qualität ausdrucken, die eine Arbeit am Papier ermöglich, dazu muss das Bild vermutlich noch einmal mit einen Grafikprogramm bearbeitet werden.

© Andreas Mertin 2003
Magazin für Theologie und Ästhetik 24/2003
https://www.theomag.de/24/am95.htm

Der  Buch-per-Klick-Bestell-Service

1000 Zeichnungen, die jeder haben muss, Berlin 2003