Dezember 2004
Liebe Leserinnen und Leser, |
das aktuelle Heft 32 des Magazins für Theologie und Ästhetik ist ein Container mit einer Schwerpunktbildung zur medialen Repräsentation von Religion. Religion, so schreibt Jochen Hörisch in seiner Mediengeschichte 'Der Sinn und die Sinne', "wird nicht nur von Kulturkonservativen willig als die Sphäre wahrgenommen, die neumodischen Medien zu widerstehen versucht. Nichts ist abwegiger. Ist Religion doch per definitionem auf Kommunikations- und Medienprobleme der anspruchsvollsten Art spezialisiert: Wie kann - je nach dem Design der Religion - sich ein transzendenter Gott oder eine entrückte Götterschar oder eine wie auch immer konzipierte, jedenfalls erst einmal uneinsichtige Macht den sterblichen und kontingenten Menschen verständlich machen? Die Leitbegriffe der Religion (und die der monotheistischen Buch- beziehungsweise Offenbarungsreligionen in besonderem Maße) sind denn auch durch und durch Medien- und Kommunikationsbegriffe. Engel sind Boten, die frohe Botschaften überbringen. Kommunikation hat statt, um in einer Kommunion zu enden. Wer's nicht glauben kann oder will, wird exkommuniziert. Wenn Missionen glücken sollen, müssen Emissionen stattfinden. Religiöse Genies sind Tele-Visionäre, sie können erschauen, was sich den Nahsinnen entzieht. Ein göttlicher Anruf (Kerygma) tut not, um gottferne Menschen wachzurütteln. Heilige Schriften müssen gelesen und zelebriert werden, auf dass Gottes Wort verkündet werde. Auch wenn nicht jede Theologie so outriert kommunikations- und medienfetischistisch sein muss wie die des Johannes-Evangeliums (am Anfang war das Wort - und das Wort ist Fleisch geworden), ist doch unübersehbar, dass die epochalen Theologie-Ereignisse Medienereignisse sind." Unter den ARTIKELN des aktuellen Heftes finden Sie zum einen eine Auseinandersetzung von Ulrich Engel mit Arnold Schönbergs Oper "Moses und Aron", Joachim Valentins Überlegungen zur Fundamentaltheologie als kritischer Kulturtheorie, Christoph Fleischers Aufsatz zur religiösen Bildung in der Wissensgesellschaft sowie zwei Beiträge, die sich mit dem Wort zum Sonntag beschäftigen: Birte Platows Analyse mit Hilfe der Korpuslinguistik und Andreas Mertins Erinnerung im Rückgriff auf ältere Kommunikationsmodelle. Unter REVIEWS finden Sie eine kurze Vorstellung der freien Enzyklopädie Wikipedia durch Andreas Mertin. In den MARGINALIEN gedenkt Bernd Beuscher des verstorbenen Jacques Derrida. In der Rubrik SPOTLIGHT finden Sie das WEBLOG, die vertrauten Kolumnen zur Ausstellungskultur und zum Internet von Karin Wendt, sowie zur Bücherwelt von Andreas Mertin. In diesem Sinne wünschen wir den Leserinnen und Lesern eine erkenntnisreiche Lektüre dieses Heftes! |