Lektüren XXIAus der BücherweltAndreas Mertin |
Die Welt der Encyclopädie, der immer noch erhältliche(!) Sonderband der Anderen Bibliothek aus dem Jahr 2001, ist seiner Zeit im Magazin für Theologie und Ästhetik emphatisch besprochen worden: Die Welt der Encyclopédie" kann uneingeschränkt empfohlen werden, es ist eine lohnende Investition in ein bibliophiles Buch, in ein bedeutsames zeitgeschichtliches Dokument und es ist tatsächlich zugleich, wie Hans Magnus Enzensberger dem Leser verspricht, ein "Handgepäck für das dritte Jahrtausend". Nun ist im Juni 2005 als 243. Band der noch von Hans Magnus Enzensberger herausgegebenen Anderen Bibliothek Philipp Bloms Erzählung von Diderot, d'Alembert, de Jaucourt und der Großen Enzyklopädie unter dem Titel "Das vernünftige Ungeheuer" erschienen. Bloms Erzählung zeichnet die Geschichte dieser Encyclopédie nach, vom anfänglichen Projekt einer Übersetzung eines englischen Vorbildes bis zum endgültigen legendären Werk der Aufklärung. Es ist eine mehr als aufregende Geschichte, nicht zuletzt der Zensur, der schwierigen Darstellung aufklärerischer Gedanken zwischen den Zeilen und der geistegeschichtlichen Konflikte des 18. Jahrhunderts. Aber es ist auch eine interessante Erzählung von den divergierenden Interessen, die die Geistesgrößen des 18. Jahrhunderts bei der Mitarbeit bewegt haben. Und nicht zuletzt ist es eine Kolportage der Zwistigkeiten, die sie ausgetragen haben. Schließlich ist es ein Bericht vom ökonomischen Risiko und kommerziellen Erfolg eines derartigen umfassenden Verlagsprojektes. Das ausnehmend schön gemachte Buch enthält unter anderem zahlreiche Kupferstiche aus der Erstausgabe der Enzyklopädie, die allein schon der Betrachtung wert sind. Wer sich darüber hinaus über die Geschichte der Enzyklopädien am allgemeinen informieren will, kann dies im ausgezeichneten Artikel der freien online-Enzyklopädie Wikipedia, die auch einen guten Artikel zur Encyclopédie selbst enthält. Wer in der Encyclopédie selbst stöbern will, kann auf die oben erwähnte Auswahlausgabe der Anderen Bibliothek zurückgreifen oder online die französische Ausgebe bzw. eine englische Übersetzung anschauen. |