Die PlaymobibelDie Sintflutgeschichte nach P, J und PL (Playmobil)Daniel Schüttlöffel |
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Verkaufsschlager "Arche Noah"
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Darstellung des bibl. Textes (P) |
Darstellung des Playmobil-Textes |
Gen 6,9b: Noah war ein frommer Mann und ohne Tadel zu seinen Zeiten; er wandelte mit Gott. |
[2] Noah und seine Familie leben glücklich und friedlich und sind lieb zu Menschen und Tieren. |
Die Bibel betont Noahs vertikale Beziehung (die Beziehung zwischen Mensch und Gott, das Leben mit Gott als Gegenüber): Noah wird in der Bibel mit den Stichworten "fromm", "ohne Tadel", "Wandeln mit Gott" beschrieben. Playmobil hingegen denkt von Noahs horizontalen Beziehungen (die Beziehungen des Menschen zu seinen Mitmenschen und Mitgeschöpfen) her und bringt Noahs friedlichen und liebevollen Umgang mit Mensch und Tier mit seinem glücklichen Leben in Einklang.
Im Anschluss an die Charakterisierung Noahs wird Gott von P ein Urteil über die übrige Menschheit{10} in den Mund gelegt, die als verderbt und voller Frevel beschrieben wird:
Darstellung des bibl. Textes (P) |
Darstellung des Playmobil-Textes |
11 Aber die Erde war verderbt vor Gottes Augen und voller Frevel |
[3] Die anderen Menschen tun viel Böses und bringen damit Kummer und Leid auf die Erde. |
Freveltaten sind "primär im sozialen Bereich beheimatet"{11}, sind Gewalttaten, die z.B. in Blutvergießen oder Vergewaltigung bestehen. In diesem Kontext liegt die Betonung auf der gewaltsamen "Pervertierung der guten Schöpfung" (ebd., 1059): Was Gott gut angelegt hat, wird vom Menschen verderbt. Verderbt ist auch der Mensch selbst, da er für sein göttlichem Willen zuwiderlaufendes Handeln die volle Verantwortung trägt.{12} Die Anknüpfung an den aus der paradiesischen Behütung entlassenen Menschen (s.o.) spiegelt sich in diesen Worten.
Dem gegenüber fällt der auktoriale Erzähler in der Playmobil-Textfassung das (ähnlich vernichtende) Urteil über die Menschheit selbst. Er verschweigt den göttlichen Bezug, weist aber im Gegenzug auf die Perspektive derer hin, die das Böse ertragen müssen - damit spricht er auch seine kindliche Zielgruppe an, die sich als "Kleine und Schwache" oftmals in der Opferrolle wiederfinden.
Zahlreiche biblische Belege für Noahs vertikale Beziehung werden im Folgenden bei Playmobil ausgeblendet. Darunter sind Handlungen Gottes, die er im Hinblick auf die Menschen vollzieht bzw. die kommunikativen Charakter haben: Gottes genaue Anweisungen zum Bau der Arche (Gen 6,14-16) werden nicht wiedergegeben, auch nicht sein Auftrag, von aller essbaren Speise etwas mitzunehmen (Gen 6,21).{13}
Gottes menschlich anmutende Züge werden ebenfalls verschwiegen: In Gen 6,6 "reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen". In Gen 8,1 "gedachte Gott an Noah und an alles wilde Getier und an alles Vieh, das mit ihm in der Arche war, und ließ Wind auf Erden kommen und die Wasser fielen."
Schließlich wird bei Playmobil auch weitestgehend auf die Erwähnung Gottes nach der Rettung verzichtet: Gott gibt keine Anweisungen, die Arche zu verlassen, sich auf Erden zu regen, fruchtbar zu sein und sich zu mehren (Gen 8,15-17). Er riecht auch nicht den lieblichen Geruch des (bei Playmobil nicht dargebrachten) Brandopfers (Gen 8,21a) - und beschließt in seinem Herzen auch nicht die Bundeszusage: "Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht." (Gen 8,21b- 22)
Auf Gottes Bundeszeichen, den Regenbogen, verzichtet Playmobil dennoch nicht - er wird als dekoratives Element in den Text und die Illustration aufgenommen: "[30] Die Sonne scheint wieder und ein Regenbogen schmückt den Himmel." (Dass die Reihenfolge seiner Farben nicht korrekt ist, ist für ein Heft für die Kinderhand bedauerlich, theologisch aber nicht weiter schlimm.)
Einfluss auf die oben erwähnte Ausdifferenzierung des "Musters der kindlichen Gottesvorstellung" nehmen die belegten Auslassungen erst dadurch, dass sie als Korrektiv zu den potenziell direkt wirksamen Impulsen fehlen, die im Folgenden angeführt werden sollen.
Zu den Auslassungen gegenüber stehenden Impulsen kann vorausschickend gesagt werden, dass sie ausschließlich dem Text des Beiheftes entstammen; weder liegt der Packung eine Spielfigur "Gott" bei, noch findet man Gott in den Illustrationen des Beiheftes. Auch dem Text können keine Angaben zum "Aussehen Gottes" entnommen werden - wohl aber Hinweise auf Gottes Wesen, insbesondere im Hinblick auf sein Verhältnis zum Menschen.
Die Nennungen Gottes finden sich mit einer Ausnahme{14} am Anfang der Geschichte:
[3] ... die anderen Menschen tun viel Böses und bringen damit Kummer und Leid auf die Erde.
[4] Deshalb beschließt Gott sie zu bestrafen
[5] und eine riesige Flut zu schicken.
[6] Nur Noah und seine Familie will er retten.
[7] "Bau ein großes Schiff, eine Arche mit Platz für dich, deine Familie
[8] und je ein Paar von allen Tieren", sagt Gott zu Noah.
[10] Noah tut, was Gott ihm befohlen hat.
Eine Analyse der verwendeten Verben lässt eine Tendenz der vorherrschenden Gottesvorstellung erkennen: Gott beschließt zu bestrafen und eine Flut zu schicken, er will retten, er spricht zu Noah und befiehlt. Gezeichnet wird das Bild eines dreifach mächtigen Gottes: Er fasst Beschlüsse und erteilt Befehle. Er richtet über die Menschen, bestraft die einen und rettet die anderen. Er gebietet den Wasserfluten.
Gott erscheint durch seine Handlungen als übermenschlicher Herrscher und Richter über die Welt. Seine Kommunikation mit den Menschen ist eine vertikale Einbahnstraße: Seine Befehle werden befolgt und nicht hinterfragt. Seine Strafen werden hingenommen. Und: Gott ist männlich.
a) Diese Darstellung eines autoritären Gottes korrespondiert mit der ersten Stufe der religiösen Entwicklung des Menschen, wie sie Oser/Gmünder annehmen. Danach versteht ein Mensch/Kind auf Stufe 1 seiner religiösen Entwicklung sich und die Welt als von Gott "geleitet, geführt [und] gesteuert"{15}. Gott ist aktiv, der Mensch reaktiv. Wie eine Marionette nimmt der Mensch Gottes Entscheidungen hin und folgt seinen Anweisungen.{16}
Dass dieser Determinismus von Kindern gar nicht einseitig negativ empfunden wird, zeigen die Ergebnisse einer Metastudie Lehmanns zu Gottesvorstellungen von Kindern.{17} Lehmanns Zusammenschau von fünfzehn Untersuchungen aus den Jahren 1990 bis 2000 ergab fünfzehn konkrete Themenbereiche, denen sich Äußerungen von Kindern und Jugendlichen zu Gott zuordnen ließen, darunter den Bereich "Beziehung zwischen Gott und Mensch und Wirken Gottes in der Welt". In den unter dieser Überschrift versammelten vergleichsweise zahlreichen und inhaltlich vielfältigen Vorstellungen{18} tritt Gott u.a. nicht nur als "normative [...] Instanz, die auf menschliche [...] Handlungen wirkt oder auch strafend eingreift, um den Menschen zu zeigen, was sie zu tun und zu lassen haben"{19} zutage, sondern auch als fürsorglicher, Geborgenheit vermittelnder Beschützer.
Diese bei den Gottesvorstellungen der Playmobil-Zielgruppe empirisch festgestellte Heterogenität kommt im Text des Playmobil-Beiheftes darin zum Ausdruck, dass die Autorität Gottes für einige Menschen negative Folgen hat (strafender Gott), für andere aber positive (rettender, bewahrender Gott).
b) Nachdem Gott den Anstoß zum Bau des Rettungsbootes gegeben hat, kommt er in der Geschichte nicht weiter vor. Erst im letzten Satz wird die Klammer geschlossen, findet der rettende Gott noch einmal Erwähnung:
[35] Sie [Noah und seine Familie sowie die Tiere, D.S.] freuen sich wieder auf der Erde leben zu können und sind sehr glücklich, denn sie wissen, dass sie sich immer auf Gott verlassen können.
In diesem abschließenden Satz wird doch noch eine wechselseitige Beziehung zwischen den Menschen und Gott eingeführt. Es wird eine Bewertung Gottes aus der Sicht der Geretteten abgegeben: Die Geretteten sind sehr glücklich - aber nicht nur über ihre Rettung, sondern weil sie durch die Rettung in ihrem Wissen bestärkt werden, dass auf Gott unbedingt Verlass ist.
Worauf aber konnten sie sich bisher ("immer") bei Gott verlassen, und worauf wird auch in Zukunft Verlass sein? Der Anfang der Geschichte, in dem Gott polarisierend die Bösen bestraft und untergehen lässt, die Guten (Noah und seine Familie) und die Unschuldigen (die Tiere) aber rettet, legt nahe, dass sich Noah und seine Familie auf das "do-ut-des"{20} -Prinzip verlassen können: Gott vergilt ihnen ihre guten Taten, rechnet ihnen ihre Tierliebe an.
Dieses im Playmobil-Beiheft erkennbare Verhältnis zwischen Gott und Mensch spiegelt den Alltag wider, wie ihn Kinder in Schule und Familie erleben: Wer Böses tut, wird bestraft, wer Gutes tut, wird belohnt. Die Übertragung dieses Prinzips auf die Vorstellung von Gott kennzeichnet die zweite Stufe im Oserschen Modell der religiösen Entwicklung, die meist im Laufe der Grundschulzeit erklommen wird:
Der Marionette "Mensch" wird nun ein gewisser Einfluss auf den Spieler "Gott" zugestanden. Der Mensch kann mit Gott "feilschen, reden, handeln" und tut dies insbesondere, um ihn sanftmütig zu stimmen, eine Wendung der Dinge zum subjektiv Positiven zu erwirken. Tritt die positive Wendung ein, hat der Mensch "genügend geopfert, verzichtet, gebetet" - wenn nicht, so ist dies auf nicht ausreichende Leistungen oder dem göttlichen Willen zuwiderlaufende Aktivitäten des Menschen zurückzuführen.{21}
Die empirischen Befunde belegen die Stufentheorie nur teilweise. Der geäußerten "Annahme, sich die Zuwendung Gottes verdienen zu müssen", der Anfrage, ob man Gott um gute Noten bitten kann und der Vorstellung, dass Gott die Bösen strafe stehen Vorstellungen einer Studie gegenüber, nach denen Gottes Hilfe bedingungslos ist.{22}
In der Umsetzung des Themas "Arche Noah" in die gleichnamige Spielpackung wird Playmobils enorme Erfahrung bei der Gestaltung von Spielwelten für Kinder deutlich. Mit Blick auf die Vorlieben der Zielgruppe rückt Playmobil das "Harmonische Miteinander von Mensch und Tier" in den Mittelpunkt der Spielwelt.
Entsprechend enthält die Spielpackung vor allem Tiere, Tierfutter und (fütternde) Menschen. Ergänzt wird dieser eher naturbetonte Schwerpunkt durch die Arche, die über einige inhaltlich gut angebundene, funktional-technische Elemente verfügt, wie z.B. einen Kran zum Verladen des Futters, eine Futterrutsche unter einer verriegelbaren Falltür und eine im Dach der Arche versenkbare Rampe. Diese Spielelemente könnten die Kinder ansprechen, deren Interesse an Tieren nicht so ausgeprägt ist.
Die im Beiheft dargestellte Sintflutgeschichte ist ebenfalls auf das gewählte Thema ausgerichtet: Der Text gestaltet das "harmonische Miteinander" in verschiedenen Erzählszenen aus, die Filzstift-Illustrationen zeigen Noah und seine Frau, die stets von zutraulichen Tieren umgeben sind. Die Funktion des Heftes liegt offensichtlich in der Unterstützung des Spiels: Lebendige, die Handlung betonende Szenen können Ausgangs- oder Zielpunkt für Spielhandlungen werden, Illustrationen können den Aufbau bestimmter Szenarien anregen.
Für Spielhandlungen bieten sich Noah und seine Frau als Identifikationsfiguren an: Sie versorgen und pflegen Tiere (eine Wunschvorstellung vieler Kinder), sie werden vom Beiheft in vielfältigen Handlungen und Haltungen positiv beschrieben und verfügen nicht zuletzt über den Playmobil-typischen, sympathisch lächelnden Gesichtsausdruck.
Der von Playmobil gewählte Schwerpunkt unterscheidet sich ganz offensichtlich vom Fokus der biblischen Sintflutgeschichte, der auf der Beziehung zwischen Mensch und Gott liegt. Wenn ich oben beschreibe, dass dies um der Interessen der Zielgruppe willen so ist, so muss konstatiert werden, dass es "fürs Geschäft" anscheinend nicht förderlich ist, das Religiöse zu betonen. Ja, vielleicht ist mit Blick auf die multireligiöse Gesellschaft in Deutschland und Europa (die Arche wird europaweit verkauft) eine Verbindung zwischen der "Arche Noah" (so der Titel des Beiheftes) und dem Christentum/Judentum sogar geschäftsschädigend. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass Playmobil an keiner Stelle einen Hinweis auf "Gen 6,5-9,17" oder zumindest "die Bibel" als offensichtlich verwendete Vorlage für die "Playmobil-Arche-Noah-Erzählung" gibt. Dadurch wird der kulturübergreifende Charakter der Flutgeschichte betont - der ihr ja bekanntlich eigen ist: Johannsen nennt die beeindruckende Zahl von mindestens 80 außerbiblischen Paralleltexten, die sich zum Vergleich heranziehen lassen - womit die Sintfluterzählung bibelweit an der Spitze liegt.{23}
Übrigens haben die Playmobil-Kreativen bei der Konzeption der Spielpackung bei alledem auch die Zielgruppe der christlich-religiös Interessierten im Auge behalten: Unabhängig voneinander, z.T. sich gegenseitig widersprechend, haben kleine Details der biblischen Überlieferung Eingang in die Auswahl und Gestaltung der Spielelemente sowie in den Text des Beiheftes gefunden: Während nur Noah und seine Frau als Figuren beiliegen, besteht der Text auf dem biblischen "Noah und seine Familie". Der beiliegende fliegende Rabe, den Noah in Gen 8,7 vor den Tauben aussendet, wird hingegen im Text nicht erwähnt.
Nicht in einem Atemzug mit den "Details" zu nennen ist Gott, der (Gott sei Dank!) nicht als Spielfigur mitgegeben wird aber natürlich im Text eine Rolle spielt. Dass diese im Vergleich zur biblischen Überlieferung eher klein ist (vgl. den Abschnitt "Auslassungen"), könnte an den oben genannten Gründen liegen. Gewichtiger erscheint mir die Erklärung, dass es im Beiheft für eine nicht beiliegende Figur keine Aufbauanregungen in den Illustrationen und keine Spielanweisungen im Text geben sollte, die die spielenden Kinder vielleicht in Verlegenheit bringen würden - sie müssten ja in Ermangelung einer Figur mit ihrer Person für Gottes Handlungen gerade stehen oder würden für Gott unangemessene veranschaulichende Spielelemente verwenden.
Zumindest am Anfang der Geschichte ist Gott unbedingt notwendig, um die eigentliche Handlung anzustoßen. Dadurch werden unausweichlich Impulse gegeben, die in Abhängigkeit von der Stärke der Elaboration, die sie im Spiel (oder danach) erfahren, mehr oder weniger starken Einfluss auf die Entwicklung der Gottesvorstellung beim Kind nehmen. Die von Playmobil zu verantwortenden Impulse des Beiheftes transportieren am Anfang der Geschichte das Bild eines autoritär die Welt beherrschenden Gottes, das Ende bestätigt die zu Anfang ebenfalls angedeutete Vorstellung, dass Gott menschliches Verhalten nach dem "Do-ut-des"-Prinzip bestraft und belohnt.
Ein Abgleich mit Osers/Gmünders Theorie der religiösen Entwicklung und Kinderäußerungen aus einer Metastudie Lehmanns über Gottesvorstellungen der Jahre 1990 bis 2000 ergab, dass Playmobil im Hinblick auf seine Zielgruppe anscheinend auch im religiösen Bereich sorgfältig recherchiert hat. Dem ist Respekt zu zollen.
Obwohl Playmobil "alles richtig gemacht hat", ist aus theologischer/religions-pädagogischer Sicht Folgendes kritisch anzumerken:
Da das Playmobil-Beiheft versucht, eine Geschichte mit/von Gott kindgerecht zu erzählen, muss es sich an Maßstäben messen lassen, die an die Darstellung Gottes in Kinderbibeln angelegt werden. Kinderbibeln dürfen nicht bei dem vorläufigen Gottesverständnis stehen bleiben, das Kinder schon haben. Vielmehr muss die Kinderbibel "das Hineinwachsen der Kinder in ein reiferes Verständnis anregen"{24}.
Insbesondere die im Playmobil-Text entstandene Vorstellung des autoritären Gottes sollte nach heutigem Verständnis nicht mehr konservierend bestätigt werden. Sie "[erniedrigt] den Menschen als unmündig [...] und [fixiert] ihn auf die Errettung durch ein höheres Wesen [...]. Damit hält sie ihn fern von der Kraftquelle, als Bild und Partner Gottes an der Vollendung der Schöpfung mitzuwirken."{25} Besonders unglücklich ist, dass sich Playmobils autoritäres Gottesbild leichter mit der Vorstellung des strafenden Gottes [4] als mit der des rettenden Gottes [6] verbindet. So bekommt es einen unnötigen negativen Anstrich, der so gar nicht zum positiven Bild des bei Playmobil - im Sinne Lehmanns - vorbildlich aktiv und verantwortungsbewusst mitdenkend gezeichneten Noah passen will. Auch zum "harmonischen Miteinander" innerhalb der Arche passt eher ein helfender, beschützender, sich zuwendender Gott, der Liebe und Wärme spendet.{26}
Ähnlich das "Do-ut-des"-Prinzip, in dem sich das logisch-kausale, rationale Denken spiegelt, das in der gegenwärtigen Lebenswelt vieler Kinder vorherrschend ist. Wünschenswert wäre auch hier ein Korrektiv, etwa Hinweise auf eine alternative, eher philosophische Betrachtung der Welt, die sich nicht auf Erklärungen beschränkt, sondern Perspektiven für die Zukunft entwickelt (was Noah in seiner Situation durchaus gut anstehen würde).
Playmobils Fokus, das harmonische Zusammenleben von Mensch und Tier, darf am Ende nicht negativ bewertet werden. Seine von Playmobil selbst formulierte ethische Ausrichtung{27} kann unschwer auch in religiöser Perspektive betrachtet werden. So sieht Johannsen die Arche als Rettungssymbol, in dem sich u.a. die "unauflösbare Gemeinschaft von allem Lebendigen"{28} verdichtet. Im Mikrokosmos Arche realisiert sich vorab Jesajas Vision vom zu erwartenden Friedensreich (Jes 11,6f), in dem die Wölfe bei den Lämmern wohnen, die Panther bei den Böcken lagern und der Säugling am Loch der Otter spielt. (Bezeichnenderweise heißt es im Anschluss in Jes 11,9: "Man wird nirgends Sünde tun noch freveln [...]; denn das Land wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie Wasser das Meer bedeckt.")
Diese Überlegung möchte ich Playmobil positiv anrechnen und behaupten, dass Playmobil mit an einem der großen "Hoffnungsbilder vom gerechten Frieden" der Bibel malt - zumal sich der Eindruck aufdrängt, dass die Illustrationen dieses Bild unterstützen wollen: Selbst im schwersten Sturm und Unwetter trägt der untere Wolkensaum den auf den vorherigen Seiten eingeführten{29} Schimmer des Sonnenlichtes, gleichsam einen Hoffnungsschimmer (S. 22).
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https://www.theomag.de/36/ds1.htm |