Videoclips XIX25 Jahre VideoästhetikAndreas Mertin |
Look at meDas NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf veranstaltet vom 24.1.-18.4.2004 eine Ausstellung unter dem Titel "VIDEO - 25 Jahre Videoästhetik". In zwei Räumen werden auf 100 Bildschirmen die besten Videoarbeiten der letzten 25 Jahre aus den Bereichen Kunst, Werbung und Videoclip gezeigt.[1] Wer etwas von dem verstehen will, was dieses Magazin für Theologie und Ästhetik bewegt, von welchen Erfahrungen, welchen Widerständen, welchen Differenzierungen es ausgeht, dem sei der Besuch dieser Ausstellung empfohlen. Manche der gezeigten Künstler, Kunstwerke und Clips werden vertraut sein, denn sie wurden in den letzten Jahren auch in diesem Magazin vorgestellt. Kunst-ClipDas gilt etwa im Bereich der Künste für Rotraud Pape, die gleich im ersten Heft des Magazins für Theologie und Ästhetik vorgestellt worden ist.[2] In Düsseldorf wird ihre Arbeit "LONG WEEKEND - XTC" aus dem Jahr 1992 gezeigt. Beteiligt war Rotraud Pape aber auch an der mehrfach im Magazin für Theologie und Ästhetik besprochenen Fernsehproduktion "Fantastic Voyages" über die Kosmologie des Videoclips, die zudem erkennbar die Konzeption der Ausstellung in Düsseldorf beeinflusst hat (und es verdient hätte, dort präsentiert zu werden.) In der Ausstellung ebenfalls vertreten ist eine Arbeit von Bjørn Melhus, die zugleich einen der wichtigen Bezugspunkte in der Düsseldorfer Ausstellung bildet. Bjørn Melhus war in Heft 12 des Magazins für Theologie und Ästhetik vorgestellt worden.[3] In Düsseldorf sieht man die auch bei uns vorgestellte Arbeit NO SUNSHINE (wiewohl OUT of BLUE vielleicht im Kontext einer Reflexion auf die durch Mediensozialisationen bedingten Veränderungen künstlerischer Arbeit noch passender und erhellender gewesen wäre). Bill Viola, in Heft 25 vorgestellt,[4] wird mit seiner 1983 entstandenen Arbeit "ANTHEM" gezeigt. Die vielleicht beste und zugleich künstlerischste Videoarbeit der gesamten Ausstellung stammt von William Kentridge: MEMO aus dem Jahr 1993/94[5] - eine beeindruckende videoästhetische Reflexion auf den Prozess des Malens. Gezeigt werden darüber hinaus beeindruckende Arbeiten von Peter Weibel oder Marina Abramovic. Musik-ClipUnter den Videoclips, die in der Ausstellung gezeigt werden, gibt es eine Vielzahl herausragender Arbeiten. Nicht gezeigt werden bedauerlicherweise Arbeiten von David Fincher, Mark Romanek oder Mary Lambert (statt dessen wird das Pepsi-Commercial zu "Like a prayer" von Joe Pytka gezeigt). Von den gezeigten Arbeiten sind an erster Stelle die des Enfant terribles Chris Cunningham zu nennen, etwa zu Aphex Twin, Come to daddy (1997),[6] zu Björk, All is full of love (1999),[7] zu Madonna, Frozen (1998). Im Magazin für Theologie und Ästhetik finden Sie von ihm noch vorgestellt die Arbeiten zu Leftfield: Africa Shox[8] und zu Aphex Twin, Window Licker (1999).[9] Ebenfalls eindrücklich die Arbeit von Jonathan Glazer zu U.N.K.L.E.: Rabbit in your Headlights.[10] Von Michael Gondry findet sich eine Arbeit zu Chemical Brothers: Star Guitar (2001), leider aber keine seiner Arbeiten zu Liedern von Björk.[11] Erwähnenswert noch der Skandal-Clip von Jonas Akerlund zu Prodigy: Smack my bitch up (1997), Steve Barrons Klassiker zu AHA: Take on me (1985). Außerordentlich sind natürlich auch die Arbeiten von Anton Corbijn zu Depecje Mode: Behind the Wheel (1988) und zu Nirvana: Heart-Shaped Box (1993). Und last but not least Paul Hunters Video zu Marilyn Manson: The Dope Show (1998). Werbe-ClipAm wenigsten überzeugen die Arbeiten aus der Werbeästhetik, trotz all der sympathisch vorgetragenen Argumente von Hermann Vaske im einleitenden Video im Foyer der Ausstellung, in welchem er sich von der Überwindung der Gattungsgrenzen zwischen Kunstclip, Musikclip und Werbeclip überzeugt zeigt. Faktisch gibt es aber nur wenige Werbeclips, die der Ästhetik der Videoclips und der Kunstclips wirklich ebenbürtig sind (Falls man nicht twechnische Perfektion mit Qualität verwechselt). Von allen gezeigten überzeugt mich nur Jean-Paul Goudes Promotion Clip für Channel Egoiste aus dem Jahr 1990 und Tony Kaye "Tested for the unexpected" für Dunlop. Alle anderen Arbeiten sind eher bessere zeitgeistorientierte Gimmicks und in ihren Abläufen frustrierend berechenbar. Der Einwurf von Frédéric Beigbeder im Katalog der Ausstellung unter der Überschrift "Werbevideos sind Nutten" erweist sich hier als allzu berechtigt: "Ich kann über Werbung nichts mehr Kluges sagen. Meistens langweilt sie mich. Sie ist nur eine wiedergekäute Form des Ausdrucks. Werbung ist wie der Mülleimer der Kunst." So ist es. Alles in allem aber ist VIDEO eine überaus lohnenswerte Ausstellung mit einem guten und für sein Angebot an Farbbildern auch preiswerten Katalog. Anmerkungen
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