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Magazin für Theologie und Ästhetik


Virtuelle Räume

Ein Rundblick

Andreas Mertin

Cyberspace

Auf dem Kirchentag im Juni 2005 ging es in einer Podiumsdiskussion um die Räume des Virtuellen: "Lost in Cyberspace - Im lichten Reich der körperlosen Freuden - Cyberspace und Religion." Dazu referiert Margaret Wertheim ihre These, dass im Lauf der Geschichte die Vorstellung von "Raum" ständig Wandlungen unterworfen sei (vgl. die Rezension ihres Buches "Die Himmelstür zum Cyberspace. Von Dante zum Internet" im Magazin für Theologie und Ästhetik Heft 13). Jede Ära vom Mittelalter bis in die Neuzeit habe "Raum" auf radikal andere Weise definiert. In diese Traditionslinie lasse sich auch der Cyberspace einordnen.

Für den Medienwissenschaftler Jochen Hörisch (vgl. die Rezensionen seiner Bücher und das Interview im Magazin für Theologie und Ästhetik Heft 11, Heft 22 und Heft 32) unterscheiden sich die Versprechen des Cyberspace, in eine andere Realität zu entführen, nicht weiter von den Versuchungen der Literatur oder der Religion. "Alle bringen andere Bilder der Wirklichkeit heraus, alle lassen Zeichen Wirklichkeit werden". Meine eigene Position auf diesem Podium war die, dass sich Phänomene des Religiösen im Internet nicht simulieren lassen (vgl. "Virtueller Kirchenbau zur heiligen Einfalt" - Magazin für Theologie und Ästhetik Heft 27). Zwar ist meines Erachtens das Internet ein exzellentes soziales Medium, aber es bleibt ein künstliches und hat daher seine Grenzen im Blick auf die Religion.

Inszenierung und Vergegenwärtigung von Religion

Simulationen von religiösen Räumen, virtuelle Begehungen von Kirchenräumen haben so gut wie nichts mit der Lebenspraxis und der Bedeutung von Religion zu tun. Sie können vielleicht ästhetische Erfahrungen simulieren (aber auch nur als Surrogatextrakt), aber keine religiösen. Das bedeutet aber nicht - und damit möchte ich meine bisher vertretene These ergänzen bzw. variieren -, dass das Internet für die räumliche Vermittlung von Religion ungeeignet wäre. Vermittelt wird aber meines Erachtens nicht der Gehalt von Religion, sondern im besten Fall die (ganz unterschiedlichen) Gestalten von Religion. Die räumlichen Gestaltwerdungen des Christentums, aber natürlich auch des Judentums, des Islam, des Buddhismus und des Hinduismus, die wir als bildungsbürgerliche Erfahrungswerte nahezu immer schon voraussetzen, wollen natürlich auch de facto vermittelt sein. Dazu reicht es aber ganz und gar nicht, mit abstrakten Symbolisierungen oder comicartigen Schematisierungen zu arbeiten. Die CD-ROM "Religiopolis" zeigt relativ präzise, wie ein derartiges Projekt nahezu notwendig scheitern muss (vgl. dazu die Rezension im Magazin für Theologie und Ästhetik Heft 34). Vielleicht vermittelt sich so ein abstraktes Wissen um Religion(en), aber eben kein lebensweltliches.

Ich will das verdeutlichen. Dazu sei es mir erlaubt, einen berühmten Aphorismus aus Theodor W. Adornos "Minima Moralia" zur Nicht-Selbst-Verständlichkeit von Kunstwerken für religiöse Räume umzuformulieren: "Der von den Religionstheoretikern verbreitete Glaube, der religiöse Raum wäre, als Gegenstand unmittelbarer Anschauung, rein aus sich heraus zu verstehen, ist nicht stichhaltig. Er hat seine Grenze keineswegs bloß an den kulturellen Voraussetzungen eines Gebildes, seiner ‘Sprache', der nur der Eingeweihte folgen kann. Sondern selbst wo keine Schwierigkeiten solcher Art im Wege sind, verlangt der religiöse Raum mehr, als dass man ihm sich überlässt. Wer den religiösen Raum bedeutsam finden will, der muss wissen, dass es ein religiöser Raum ist: ihm muss die Mutter erklärt haben, dass es nicht um ein großes Wohn- oder Warenhaus, sondern um eine Kirche/Moschee/Synagoge sich handelt; er muss sich daran erinnern, dass ihm gesagt ward: morgen gehen wir in die Kirche/Moschee/Synagoge. In der Tradition stehen hieß: den religiösen Raum als einen bestätigten, geltenden erfahren; in ihm teilhaben an den Reaktionen all derer, die ihn zuvor sahen und in ihm feierten. Fällt das einmal fort, so liegt der Raum in seiner Blöße und Fehlbarkeit zutage. Die Handlung wird aus einem Ritual zur Idiotie, die Musik aus einem Kanon sinnvoller Wendungen schal und abgestanden."

Dass und inwiefern religiöse Räume andere Räume - so genannte Heterotope (vgl. meine Überlegungen zum "Kirchenbau als Heterotop" im Magazin für Theologie und Ästhetik Heft 28) - sind, wird nicht genuin erfahren, sondern ist eine kulturelle Vermittlungsleistung. Es ist schwer für jemanden, der im Rahmen derartiger kultureller Vermittlungen aufgewachsen ist, sich vorzustellen, wie jemand einen Raum sieht, der ihm eben nicht kulturell vermittelt wurde.

Nun kann genau dies - kulturelle Vermittlung von Räumen - eine Möglichkeit sein, auf das Internet zuzugreifen. Zwar steht an erster Stelle natürlich immer der Besuch einer 'realen' Kirche, einer Synagoge, einer Moschee, einer Pagode etc., aber in manchen Fällen bietet es sich aufgrund räumlicher Distanzen, aber auch aufgrund der Unvergleichlichkeit mancher religiöser Gestaltungen an, diese zumindest virtuell in die Erfahrung religiöser Raumgestaltungen mit einzubeziehen. Die katholische Kirche hat dies in Italien am Beispiel von Rom (The Beauty of the Vatican Basilicas in Rome) und Mailand (s. die Hinweise weiter unten) vorbildlich umgesetzt. Dort kann der Besucher, wie im Folgenden noch ausgeführt wird, Kirchen umkreisen, betreten, Musik hören und sich Kunstwerke anschauen. Es wäre gut, wenn auch die EKD derartige Kirchenbegehungen fördern würde!

Was diese virtuellen Inszenierungen und Vergegenwärtigungen leisten, ist vor allem ein erster Eindruck des Raumes (und natürlich für Besucher vor Ort eine Möglichkeit zur späteren Erinnerung). Was sie von simplen Fotos unterscheidet, ist die Möglichkeit für den Besucher des virtuellen Raumes, sich scheinbar darin zu bewegen und die Bewegungsabläufe zumindest ansatzweise selbst zu steuern.

Besucht man mehrere derartig inszenierte Kirchen nacheinander, dann vermittelt sich durchaus eine Vision davon, was diese Räume als religiöse charakterisiert und was sie architektonisch unterscheidet. Aber nach meiner Erfahrung hat man dabei niemals das subjektive Gefühl an einem religiösen Ereignis teilzunehmen. Die Erfahrung ist eher die kulturgeschichtlich vermittelte eines Baedecker-Christen. Aber auch das sollte man nicht schlecht reden, denn auch die Orientierung im religiösen Raum ist eine der Bedingungen seines Verstehens. Und dazu leisten diese Inszenierungen einiges.

Man muss nun nicht unbedingt mit professioneller Armatur ausgestattet sein, um zumindest rudimentär derartige virtuelle Inszenierungen selbst für die eigene Kirche, den eigenen religiösen / ästhetischen Raum, ja eigentlich für jeden besuchten Raum zu realisieren. Eine normale Digitalkamera, ein Stativ, ein kleines Programm - mehr braucht man nicht, um erste Schritte in die räumliche Visualisierung zu unternehmen. Ein Programm wie Cool 360 von Ulead macht aus etwa 12 Digitalfotos, die man im Uhrzeigersinn von einem Raum gemacht hat, eine auf dem Computer und im Internet mit dem Quicktime-Player abspielbare Datei. Der Test mit meinem eigenen Arbeitszimmer klappte jedenfalls - abgesehen von einigen kleinen von mir selbst zu verantwortenden Macken - schon beim ersten Versuch.

Was Virtual Reality mit professionellem Equipment zu leisten vermag, möchte ich im Folgenden am Beispiel der im Internet populären Quicktime-Panoramen im Full-Screen-Modus zeigen.

Quicktime VR ...

"... ist eine von Apple entwickelte Technik, um auf mit QuickTime ausgestatteten Rechnern Panoramabilder darzustellen, die man heranholen kann, in denen man navigieren kann und in denen man sich um die senkrechte und meist auch die waagrechte Achse herum bewegen kann. Es entsteht so der Eindruck eines dreidimensionalen Raumes (daher QuickTime VR, VR für virtual reality). Man unterscheidet zwischen zylindrischen und kubischen Panoramen. Kubische oder sphärische Panoramen zeichnen sich, im Gegensatz zu zylindrischen Panoramen, durch eine vertikale Darstellung von 360° aus. QuickTime VR funktioniert auch auf Rechnern mit vergleichsweise geringer Rechenleistung mit schnellem Antwortverhalten." [ Artikel aus Wikipedia]

Waren Anfangs die Quicktime-Filmchen von bescheidener Qualität und vor allem von geringer Bildschirmgröße, so hat sich das zwischenzeitlich geändert, so dass durchaus schon bildschirmfüllende Formate anzutreffen sind. Erst das macht wenigstens eine Anmutung von virtueller Ritualität möglich. So heisst der Leitspruch auf einer der einschlägigen Websites: "Discover places you may never have seen by traveling through space and time, enhancing your cultural knowledge without moving from your desktop". Tatsächlich kann man mit Hilfe dieser scheinbaren Bildbegehungen eine Fülle von Objekten auf dieser Welt in einer Form kennen lernen, die mehr ist, als nur ein sich drehendes Objekt. Dabei macht der Nutzer zum Teil ganz klassische Matrix-Erfahrungen, wenn etwa der Bildschirm sich einmal etwas langsamer als gewohnt aufbaut und – wie nebenstehend sichtbar - die simulierte Netzstruktur sichtbar werden lässt.

Nicht zufällig sind es Räume des Religiösen, die sich bei vielen der ausgezeichneten VR-Darstellungen im Internet finden lassen, denn nur komplexe Inszenierungen, Stadtpanoramen oder besondere landschaftliche Erscheinungen (das Erhabene) machen auch Eindruck auf den Betrachter. Wer in einer Suchmaschine "QTVR und Kirche" bzw. Church eingibt, stößt auf eine Fülle von Fundstellen. Erkennbar ist Full Screen QTVR etwas für Enthusiasten oder professionelle Webauftritte. Wer sich über Konzeption und Aufwand eines der größten Projekte, der virtuellen Erschließung Mailands, informieren will, kann dies unter dieser Adresse tun.

Aber nicht nur für Städtepanoramen und Kirchen ist QTVR interessant, auch das Begehen und Erschließen von Kunstwerken kann im Rahmen virtueller Touren mit eingebunden werden.


Beginnen wir mit dem berühmten Gemälde "Das Abendmahl" von Leonardo. Es ist insofern für eine virtuelle Annäherung geeignet, als es infolge seiner Restaurierung jahrelang nicht zugänglich war und andererseits in seinem Aufbau hoch komplex ist.

"Das Abendmahl wurde von Leonardo da Vinci in den Jahren 1495 bis 1497 geschaffen. Den Auftrag dazu erteilte ihm der Mailänder Herzog Ludovico il Moro. Es ist ein Secco an der Nordwand des Refektoriums (Speisesaal) der Dominikanerkirche Santa Maria delle Grazie in Mailand und gilt als Höhepunkt in Leonardos malerischem Schaffen. Das Bild misst 9,04 mal 4,22 Meter und zeigt Jesus mit den 12 Aposteln in dem Augenblick, als dieser ihnen erklärt: "Einer von euch wird mich verraten". Es gilt als Meilenstein der Renaissance, denn es nahm bahnbrechenden Einfluss auf die Malerei des Abendlands wegen seiner korrekt wiedergegebenen perspektivischen Tiefe. Wegen der Feuchtigkeit der Mauer und dem Gebrauch experimenteller organischer Farben, die sich alsbald als Fehlgriff erwiesen, erlitt das Gemälde noch zu Lebzeiten da Vincis schwere Schäden durch feine Risse. Im Laufe der Zeit blätterte auch die Farbe über weite Flächen ab. Einer später in die Wand eingezogenen Tür fielen Jesus' Füße zum Opfer, die Leonardo ursprünglich abgebildet hatte. Napoleons Besatzungstruppen machten das Refektorium dann zu einem Pferdestall. 1943 überstand das Gemälde um Haaresbreite einen Bombenangriff, der nur die Südwand des Saals zum Einsturz brachte. Das Abendmahl wurde bereits mehrfach restauriert, zuletzt von 1978 bis 1999. Heute wird es durch Sicherheits- und Staubschleusen geschützt, kann aber besichtigt werden. 1980 wurde die Kirche gemeinsam mit dem Gemälde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. In diesem Bild findet man an vielen Stellen den goldenen Schnitt - 1/?, am offensichtlichsten in diesem Fall dort, wo Jesus und die Person rechts neben ihm die Hände haben." [ Wikipedia-Artikel]

Bei den vorgestellten Adressen ist ein Quicktime-Player die Voraussetzung, um in den Bildern 'spazieren' zu gehen.

Die Kirche Santa Maria delle Grazie

Unter der Adresse http://milano.arounder.com/category/fullscreen/IT000005340.html kann man sich in mehreren Schritten dem Abendmahl von Leonardo nähern.

Zunächst zeigt der Bildschirm ein 360°-Panorama rund um den Kirchplatz vor Santa Maria delle Grazie. Der Besucher kann sich umsehen und etwas heranzoomen. Man sieht parkende Autos und Leute, die sich unterhalten. Insgesamt vermittelt das Bild einen relativ guten Eindruck von der Örtlichkeit. Nun kann man über einen Hotspot (einen anklickbaren Punkt im Panoramabild) das Refektorium der Kirche betreten, in dem sich das berühmte Gemälde befindet. Man findet sich im Refektorium wieder und kann wiederum durch ein 360°-Panorama einen Einblick in den Raum bekommen. Natürlich hat das nur wenig mit dem ursprünglichen Refektorium und der Zweckbestimmung von Leonardos Gemälde zu tun, vielmehr findet man sich in einer eher spartanisch-musealen Inszenierung wieder (vermutlich ist der Raum natürlich nie so leer, wie man ihn nun virtuell erlebt). Man kann nun Details des Raumes heranzoomen, den Boden oder die Decke betrachten oder sich einem der beiden Gemälde zuwenden, die sich in diesem Raum befinden. Auf der einen Seite ist Giovanni Donato Montorfano's Kreuzigungsdarstellung. Klickt man auf das Bild kann man es nun quasi mit der Lupe erforschen, kann der Darstellung und der Komposition nachgehen. Die Szenerie wird so recht anschaulich, freilich kann so nicht das Wissen vermittelt werden, das zum Verstehen des Bildes notwendig ist. Aber es ergeben sich interessante Einblicke – z.B. in die theologische Konzeption des Bildes bezüglich der drei Gekreuzigten.

Wendet man sich dem gegenüberliegenden Bild zu, also dem berühmten Abendmahl von Leonardo da Vinci, dann kann man auch hier das Bild quasi Millimeter für Millimeter erschließen. Tatsächlich ist der vermittelte Bildeindruck eindeutig besser als etwa durch jene Bilder, die die Webgallery of Art vermittelt und ermöglicht – was nicht zuletzt an der Qualität der verwendeten Vorlagen liegt. In mehreren Stufen kann man sich in das Bild hineinzoomen, kann so etwa der zentralen Figur des Gemäldes näher treten oder auch den Physiognomien, den Gesten und Haltungen der am Tisch versammelten Jünger nachgehen und sie aufeinander beziehen. Oder man kann etwa Details im Hintergrund der Bildkomposition studieren oder auch den berühmten Knoten des Tischtuches - anders als bei vielen im Internet verbreiteten Bildern - en detail betrachten. Vor allem ist es der Betrachter selbst, der diese Entdeckungsreise durch das Bild selbst steuert. Auf der anderen Seite ist es für den Betrachter äußerst schwer, wirklich einen Eindruck von der ursprünglichen Platzierungshöhe des Bildes zu bekommen. Aber die Verbindung von Raum und Abendmahlsbild wird hier doch deutlicher, als wenn man sich nur ein Dia oder eine einfache Abbildung anschauen würde. So ist diese Form der Annäherung an ein fast schon mythisch zu nennendes Kunstwerk nicht uninteressant, weil sie den Kontext mit einbezieht.

Mailand kann aber nicht nur das berühmte Abendmahl von Leonardo vorweisen, sondern besitzt eine Fülle weiterer interessanter Orte und Gebäude, die im Rahmen eines umfassenderen Projektes erschlossen wurden und sich daher ebenfalls im Internet virtuell besuchen lassen. Bei ihnen treten vor allem die Visualisierungen von Raumkonzepten und Raumerfahrungen in den Vordergrund.

Der Mailänder Dom ...

... ist unter http://milano.arounder.com/milans_duomo_cathedral/fullscreen.html zu finden. Gleich neun virtuelle Inszenierungen bzw. virtuelle Perspektivierungen bietet das Projekt rund um den Dom.

St. Maria Nascente "ist eines der berühmtesten Bauwerke Italiens und Europas. Er ist nach dem Petersdom in Rom und der Kathedrale von Sevilla die drittgrößte Kirche der Welt. Der fünfschiffige Dom, 157 Meter lang und 109 Meter breit, bietet bis zu 40.000 Menschen Platz. Die hohen, farbenprächtigen Glasfenster des Chors gehören zu den größten der Welt. Der Bau wurde Ende des 14. Jahrhunderts durch den Herzog Gian Galeazzo Visconti begonnen und erst 1858 ganz fertiggestellt. Das durch den hellen Marmor und die knapp 4000 Statuen einmalige Bauwerk wurde 1572 auf den Namen Santa Maria Nascente geweiht. Der Stil des Kirchenbaus ist gotisch und stellt damit innerhalb der italienischen Architektur eine Ausnahme dar. Allerdings ist die Fassade, die erst unter Napoleon abgeschlossen wurde, eher als Mischung aus barocken und neugotischen Stilelementen anzusehen." [ Artikel Wikipedia]

Virtuell kann man den Dom von außen betrachten, einen Blick vom Dach auf die Umgebung werfen, die Glasfenster bestaunen, die Apsis begehen und vor allem auch in die Krypta hinabsteigen. Untermalt wird der virtuelle Besuch mit Musik und ergänzt wird es durch knappe Erläuterungen. In jedem Falle ist es aber ein raumtechnisch und kunsthistorisch beeindruckender Auftritt.

Bei den Fenstern der Apsis hätte ich mir nur gewünscht, man hätte noch näher heranzoomen können. Das wäre ob ihres Detailreichtums noch gewinnbringender gewesen.

Die Basilika St. Ambrogio in Mailand ...

... ist unter http://milano.arounder.com/sant_ambrogio/fullscreen.html erreichbar. Die Basilika ist eine der bedeutendsten und ältesten Kirchen Mailands. Die Ursprünge gehen bis in das Jahr 379 und die römische Herrschaft in der Lombardei zurück. Sant Ambrogio ist eine der fünf vom Heiligen Ambrosius geweihten romanischen Kirchen. Die Kirchenschiffe enthalten bedeutende Kunstwerke. Die Kuppel besteht aus leuchtenden Mosaiken und der goldene Altar ist ein Werk des Meisters Volvinio. "San Lorenzo represents in its essence the early Christian topic of the central plant basilica, though slightly altered during the centuries (the cupola was rebuilt after 1573 and the façade is nineteenth century): the present day aspect dates back to late 16th century ... Inside the church a majestic circular space with four exedras covered by calottes which open onto the large ambulatory and at the superior level, on the woman's galleries. Through a hall to the right, with remains of mosaics of the 4th century and a Roman portal of the end of the 1st century, you will enter Saint Aquilino's Chapel, octagonal plant. In the two niches 4th century mosaics are preserved: Christ between the Apostles, the Rape of Elias, and finally in the frescoed lunette, over the entrance, you will find the Pietà del Redentore, ascribed to the Bergognone."

Fünf virtuelle Einblicke in die Kirche ermöglichen eine gute Annäherung an den Bau und seine Ausstattung. Ähnlich wie bei Leonardos Abendmahl kann auch hier das Mosaik in der Apsis der Kirche detailliert betrachtet werden. Vom Altar hätte ich mir eine noch bessere Abbildungsqualität gewünscht, denn er ist als Verbindung von karolingischer Hofkunst und Antike bedeutsam.

Griechisch-ortodoxe Kirchen ...

..., die sich ja besonders für das Studium am Bildschirm lohnen würden, finden sich im Full-Screen-Modus nicht so viele im Netz. Zahlreiche kleinere Quicktime-Inszenierungen von griechisch-orthodoxen Kirchen und Klöstern auf Zypern, die einer näheren Betrachtung durchaus Wert sind, hat der Finne Laatuaika Oy auf seiner Website ( http://www.laatuaika.com) versammelt. Ein Full-Screen-Beispiel einer orthodoxen Kirche aus der Stadt Aradhippou bzw. Aradippou ist unter der Adresse http://www.panoramas.dk/fullscreen/fullscreen12.html zu finden. Schon dieses Beispiel zeigt, wie spannend gerade diese orthodoxen Kirchen für eine 3D-Erschließung sein können. Hier gibt es viel zu sehen und natürlich wäre eine Ikonostase auch etwas, was man gerne analog zum Abendmahl von Leonardo ganz genau betrachten und erschließen möchte.

Die zentrale Moschee in Glasgow ...

... ist unter der Adresse http://geoimages.berkeley.edu/wwp304/html/MarkBoiling.html in einer Full-Screen-Darstellung zu sehen. "Glasgow's Central Mosque and Islamic Centre is located on the south bank of the River Clyde within the Gorbals. The focal point for the estimated 30,000 Muslims in Glasgow and Strathclyde, it was completed in 1984 at a cost of £3 million and covers an area of 1.2 ha (4 acres) making it the largest Mosque in Europe. Like all Muslim places of worship it faces the Ka'aba in Mecca. Architecturally it is a mixture of modern designs and traditional Islamic features." [Erläuterungstext auf der Website] Bei dieser 3D-Inszenierung geht es zunächst und vor allem um den Raumeindruck, die Größe und Weite des Raumes. Ergänzend wäre natürlich eine Außenperspektive auf die Moschee hilfreich gewesen.

Buddha in den Yungang Grotten

Auch Pagoden und Buddhastatuen finden sich im Netz. Unter der Internetdresse http://www.chinavr.net/shanxi/datong/20040605/ygsk4861.htm findet man ein besonders schönes Beispiel: die Große Buddhastatue in den Yungang Grotten, ca. 16 km südwestlich von Datong in der chinesischen Provinz Shanxi. "Die berühmten buddhistischen Felsengrotten erstrecken sich auf einer Länge von einem Kilometer und entstanden während der Nördliche Wei-Dynastie (385–534). 252 Höhlen beinhalten etwa 51.000 Buddha-, Bodhisattwa-Statuen sowie andere Skulpturen und Reliefs, die den Buddhismus darstellen. Die Yungang-Grotten sind neben den Dunhuang-Grotten und den Longmen-Grotten die wichtigsten religiösen Kunstwerke Chinas. Die Höhlentempelanlage ist seit 2001 Weltkulturerbe." [ Artikel Wikipedia] Fast schwindelerregend ist der 360°-Blick durch die Grotte. Zwar muss man sich über die Bedeutung der Grotten anderweitig informieren, aber der Bildeindruck ist überaus beeindruckend. Man kann einzelne Statuen anzoomen oder sich in die Totale zurückziehen. Vielleicht lässt sich an dieser Stelle religiöse Erfahrung wenigstens simulativ andeuten.

In Myanmar (Birma) ...

... finden sich bei den unter http://www.pano4you.com/gallery.htm versammelten Adressen einige, die sich auch religiösen Inszenierungen widmen. Dazu gehört etwa eine Buddha-Statue aus Ananda Pahto, ein schöner und gut erhaltener und verehrter Tempel in Bagan. Es wird angenommen, dass er um 1105 von König Kyanzittha erbaut wurde. Im Internet ist neben einem etwas kleineren Blick auf den Tempel vor allem ein Full Screen der Statue abrufbar. Darüber hinaus kann man auch die Shwedagon Pagode mit drei virtuellen Quicktime-Einblicken erschließen. Hier würden hochauflösende Fotos allerdings mehr bringen.

Von den Pagoden von Kakku Tempel in Shan State sieht man nur einen Rundblick an einer Wegkreuzung, aber auch der ist schon beeindruckend genug. "The ancient pagodas of Kakku are located in the Shan State. At an quite small area you find about 2000 3 to 4m high stupas laid out in neat rows. This place is 40km south of Taunggyi and was just recently opened to foreigners. Unfortunately because of this the place is being restorated fast, so the old ruins are disappearing/renovated and very soon you cant find the "pictoresque" ruines anymore. According to legends this place is dated back to 3rd century BC."

Der Artikel wird fortgesetzt ...

Wer zwischenzeitlich selbst in der Welt der Full Screen Quicktime-Bilder stöbern will, kann dies unter folgenden miteinander verbundenen Adressen tun:


© Andreas Mertin 2005
Magazin für Theologie und Ästhetik 36/2005
https://www.theomag.de/36/am157.htm